Roger: Das alte Leben ist vergangen
Als ich zwei Jahre alt war, liessen sich meine Eltern scheiden.
Später heiratete meine Mutter einen türkischen Staatsbürger.
Als ich älter wurde, erwies sich die Situation zu Hause für
mich als je länger desto schwieriger. Der Stiefvater war streng
zu mir, die Grossmutter verhätschelte mich, die Kollegen verführten
mich und meine Mutter versuchte verzweifelt alles zusammenzuflicken.
Auch in der Schule und in der Ausbildung häuften sich die Probleme.
Ich war ein Kind unserer Zeit, ein verweichlichter Konsument, auf
der Suche nach dem Sinn. Schliesslich hatte ich von allem genug
und lief davon.
Ich hatte die hirnrissigsten Ideen
Mit siebzehn, beim ersten Joint, log ich mir ehrlich überzeugt
vor, es wäre mein Letzter. Und natürlich war ich
als ich schon längst regelmässig kiffte überzeugt,
jederzeit bedenkenlos aufhören zu können. Nach zwei Jahren
nahm ich meinen ersten LSD-Trip und schon bald konsumierte ich Kokain.
Ich passte meinen Selbstbetrug fortlaufend dem sich fortsetzenden,
neurotischen Suchtverhalten an. Alle anderen, nur nicht ich, waren
an der ganzen Misere schuld. Immer mehr faszinierte mich das Mystische,
das Spiel mit der unsichtbaren Welt. Bald war ich sehr beeindruckt
von mir, kam auf die hirnrissigsten Ideen und hielt mich für
einen grossen Philosophen, Denker und Magier.
Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte ich lauthals ge-prahlt,
nie Heroin zu spritzen. Und nun war ich genau dort gelandet. Selbstverständlich
hatte ich tausend Begründungen parat, um die Drogensucht, den
Schwulenstrich, die Hurerei und meine unzähligen Diebstähle
zu rechtfertigen.
Endlich verhängte der Richter nach fortgesetzter Straffälligkeit
einen vierjährigen Freiheitsentzug über mich. Ich stand
vor der Frage: Gefängnis oder Therapie? Ich wählte das
kleinere von beiden Übeln: die Therapie. Ich hatte einige Christen
kennengelernt, durch die ich Erstaunliches über Gott hörte.
Mit der jenseitigen Welt hatte ich ja in der Vergangenheit genug
experimentiert. Aber mit Gott machte ich ganz neue Erfahrungen.
So entschied ich mich für eine christliche Therapie. Ich lernte
die Geister zu unterscheiden.
Vergrabene "Leichen" kamen aus dem Keller
Mit dem Ziel, frei zu werden von harten Drogen, trat ich in die
erstbeste christliche Therapie ein. Zu meinem Missfallen war Rauchen
und Kiffen gleich von Anfang an verboten. Zähneknirschend nahm
ich das in Kauf. Bald lernte ich mehr über die Bibel, über
Gott und Jesus, der für meine Sünden am Kreuz gestorben
war. Mich erleichterte diese Tatsache sehr, dass er für all
das Dunkle, das ich getrieben hatte, bereits gebüsst hatte.
Ich sagte ihm, dass ich fortan nach seinen Massstäben leben
wolle. In den Anfängen meines Christseins hatte ich den Eindruck,
es sei nun alles gut. Doch in den Gesprächen mit den Sozialtherapeuten
kam eine vergrabene Leiche nach der andern aus dem Keller. Meine
Vergangenheit musste mit allen Konsequenzen aufgearbeitet werden.
Es ging dem neurotischen Suchtver-halten an den Kragen und es blieb
nichts beim Alten. Alles, was mich irgendwie an die Gassenzeit band,
landete im Abfalleimer. Wir arbeiteten meine Elternbeziehung, meine
Einstellungen zu meiner Umwelt, zu mir selbst und zu Gott auf. Für
das Einüben eines neuen, angemessenen Verhaltens hatte ich
in den zwei Jahren der Therapie genügend Zeit und Raum.
Lehrreiche Rückfälle
Nach der Therapie stellte ich mir die Frage, was jetzt aus mir
werden sollte. Zuerst wollte ich wissen, ob Zigaretten-, Hasch-,
und Alkoholkonsum in den gleichen Topf gehören wie harte Drogen.
Und so hatte ich vereinzelte Drogenrückfälle. Meine Lehre
daraus: Ein drogensüchtiger Gassenprediger, das wäre mir
zu wenig.
Krankenpfleger, Schreiner ...
Auf der Suche nach einem passenden Beruf machte ich ein Praktikum
als Hilfspfleger in einem Pflegeheim, arbeitete als Hilfsschreiner
in einer Schulmöbelproduktion und als Miterzieher in einem
Behindertenheim.
Schliesslich folgte ich meinem Wunsch und ging in eine Bibelschule.
Ich wollte mehr erfahren über die Bibel und deren Kraft, durch
die ich frei wurde. Es reifte der Wunsch, mich für ein vollzeitliches,
kirchliches Engagement ausbilden zu lassen.
Wärend der Bibelschulzeit lernte ich meine Frau kennen und
bald heirateten wir. Wir kommen beide aus geschiedenem Elternhaus.
Beide kannten wir das Gefühl des Zu-kurz-gekommen-Seins. Mit
unserer Heirat setzten wir ein Zeichen des neuen Lebens. Damit aber
nicht genug, ein Jahr später kam unser erster Sohn Elia zur
Welt.
... oder Maler?
Dass ich früher meine Malerlehre abgebrochen hatte, begann
mich zu stören, da wir als Familie eine finanzielle Lebensgrundlage
brauchten. So beendete ich als ältester Mitschüler der
Malerklasse in der Gewerbeschule meine Lehre. Gleichzeitig fing
ich an, in diesem Beruf selbstständig erwerbend zu arbeiten.
Zwei Jahre später kam unser zweiter Sohn Joel zur Welt. Unser
gemeinsames Bemühen liegt darin, einander als Familie zu lieben,
uns ein Zuhause zu geben und uns in der Nachfolge Jesu zu fördern.
Denn unserer Ansicht nach gehört Jesus nicht nur in die Kirche,
sondern in die Familie und den Alltag hinein. Nun bin ich seit 1984
frei von Drogen. Als Süchtiger war ich der Gesellschaft eine
Belastung. Nun bin ich vielen zu einer hilfreichen Antwort geworden,
denn das alte Leben ist vergangen und etwas Neues hat begonnen.
... und heute
Unterdessen habe ich noch eine Ausbildung in Webpublishing abgeschlossen.
Hauptberuflich arbeite ich nach wie vor als selbstständig erwerbender
Maler. Aber mein eigentliches Ziel ist es, hier in der Zentralschweiz
Menschen für Jesus zu gewinnen, damit sie Antworten auf ihre
Lebensfragen erhalten.
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